Kekse/ Weihnachten

Alle Jahre wieder – Mürbeteig-Marmeladen-Plätzchen

Jedes Jahr Weihnachten freuen wir uns auf Marmeladenkekse. Ohne Marmeladenkekse kein richtiges Weihnachten. Die haben wir schon mit Mama gemacht, als wir klein waren. Eine echte Tradition in unserer Familie. Eine weitere Tradition war lange Zeit der weihnachtliche-Gesellschaftsspiel-Kauf. Das war immer das „Revier“ meines Vaters. Jedes Jahr gab es ein neues Gesellschaftsspiel. Mein Vater liebt Spiele über alles. Er wandelt auch gerne mal die Spielregeln so ab, dass sie niemand mehr versteht (außer er selbst) und er folglich immer gewinnt. Was mein Bruder und ich weniger gut fanden.
Irgendwann haben wir das mit der Spieler-Kauferei gelassen, weil wir ja doch immer Memory, Tabu oder Stadt-Land-Fluss spielten. Und als ich 2011 in Hannover gerade im Jahr meines Master-Studiengangs war und in Emden in der Kunsthalle ein Memory-Spiel fand, wollte ich die Tradition wieder aufleben lassen. Allerdings war schon der Weg des Spiels von Emden nach Emstek eine Challenge… Aber lest selbst:

Eine Weihnachtsgeschichte nach siemerscher Art

28. November 2011 – ich begebe mich auf den Weg von Hannover nach Emden (vom Regen in die Traufe sozusagen). Ziel: die Kunsthalle. Zweck: Recherche. Nach getaner Arbeit: Museumsshop. Ergebnis: Oh, toll – Geschenk für den Vater gefunden. Gefühl: Haha, Weihnachten – du hinterlistiges Fest, ich hab JETZT SCHON das erste und vor allem schwierigste Geschenk. Von mir aus kann Weihnachten jetzt kommen.

Rückweg: Zug rollt los. Zustand: Zufrieden und Verwirrt – irgendwie fehlt doch was, da war doch…hatte ich nicht…oh fuck, das Geschenk! Haltet den Zug an! Panik. Selbstärgernis. Verdammte Kacke. Wat nu? Zurückfahren und noch zwei Stunden in Emden verbringen (Züge nach Hannover fahren nur alle zwei Stunden)? Unmöglich. Zugführer zum Umdrehen überreden? Schon eher. Lösung: Ha, ich ruf da einfach beim Bahnhof an, sag denen, sie sollen es schicken, fertig ist die Laube.

Anruf:

FRAU (brüllt): Presse und Buch, Bahnhof Emden!

SIEMER: Hallo, Siemer mein Name, ich habe gerade eben eine Tüte der Kunsthalle Emden bei ihnen liegenlassen.

F: Ja, liegt hier. Können sie abholen.

S: Das ist das Problem: Ich komme aus Hannover und sitze im Zug und kann das nicht abholen…

F (mir den Satz abschneidend): Sie werden ja wohl irgendwann mal wieder nach Emden kommen.

S (Äh???): Äh, nein, eher nicht…

F: Und was soll ich da jetzt machen? Das ist ja nicht mein Problem.

S: Ich dachte, vielleicht können sie mir das schicken?

F (entrüstet): Nee, also wie stellen sie sich das denn vor? Wie soll das denn gehen? Ich weiß ja nicht wohin und außerdem bin ich hier alleine, ich kann mich da jetzt nicht drum kümmern.

S: Ich meine ja auch nicht jetzt sofort – ich sage ihnen meine Adresse und…

F (wieder ins Wort fallend): Nee, also da kann ich mich jetzt wirklich nicht drum kümmern. Das kostet ja auch. Nee, da müssen sie schon herkommen.

S: Sie können es doch per Nachnahme…

F (leidet offensichtlich an Wortabschneideritis): Nee, also wie gesagt, ich bin hier alleine. Das kann ich jetzt nicht machen. Wir sind doch hier keine Poststelle, wo denken sie denn hin. Da müssen sie schon herkommen. Ich lass das hier liegen, das stört ja nicht weiter.

S: Ja, aber…

F: Wie gesagt, ich kann mich da nicht drum kümmern. Tschüss.

Aufgelegt.

Verzweiflung. Wut. Was nu? Denk nach, denkdenkdenk. Aha, der Zug fährt ja durch. Da kann doch das Zugpersonal die Tüte mit nach Hannover nehmen. Das ist doch die Lösung! Siemer, du bist ein Fuchs. Als ob sie es geahnt hätte, kommt die Zugbegleitung (Schaffner/in sagt man nämlich nicht mehr) – ich erkläre ihr meine Not. Nach einigem Bitten inklusive verzweifeltem Gesichtsausdruck, Rehaugen und leicht auf Tränendrüse gedrückt, erklärt sich die gute Frau bereit, am Sonntag die Tüte nach Hannover zu überführen. Ich soll bitte pünktlich (!! ermahnender Gesichtsausdruck) um 18.38 Uhr am Gleis stehen. Sie selber fahre nur bis Bremen, werde das Gut aber einem Kollegen überreichen. Ich bin erleichtert und froh – es gibt sie doch noch, die hilfsbereiten Menschen. Toll.

 

30. November 2011, 18.38 Uhr. Ich finde mich pünktlich (!!) auf Gleis 9 ein. Zug hat Verspätung, natürlich. Bangend trete ich von einem Fuß auf den anderen. Ob das wohl klappt? Zug fährt ein. Leute steigen aus. Wo ist das Personal/Zugbegleitung? Hm, was tun? Aha, der Zugführer. Wird ja wohl wissen, wo sich seine Leute rumtummeln. Ich klopfe an das Fenster des Zugwagens. Scheibe öffnet sich, fragender Blick. Ich schildere mein Anliegen. Nee, weiß er nichts von. Da kommt die Zugbegleitung: Ja, die Kollegin habe so was erwähnt, aber nee, gesehen hat sie nichts. Da kann sie mir leider auch nicht weiterhelfen. Vielen Dank. Ich kotze – das kann doch wohl nicht wahr sein. Aber ich werde nicht aufgeben. Wenn diesiemer sich erst mal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kriegt sie das auch. So.

1.Dezember 2011. Neuer Tag, neuer Versuch. Wiederholter Anruf in Emden:

F: Presse und Buch, Bahnhof Emden.

S: Hallo, Siemer mein Name, ich habe am Freitag eine Tüte von der Kunsthalle bei ihnen liegenlassen….

F: Ja, die liegt hier auch noch.

S: Achso, eigentlich sollte die abgeholt werden vom Zugpersonal…

F: Nee, hier war keiner. Aber sie können das hier abholen.

S: Das geht ja leider nicht, ich wohne in Hannover. Vielleicht können sie das zum Zug bringen, dann nehmen die das mit nach Hannover.

F: Nee, das machen wir nicht. Sie müssen schon herkommen. Ich weiß ja gar nicht, welcher Zug das ist. Und außerdem bin ich hier alleine. Ich kann hier nicht weg, dann steht ja im Laden keiner mehr. Nee, das geht nicht.

S: Können sie es nicht zum Bahn-Service bringen, wenn sie Feierabend haben? Dann kümmern die sich darum.

F: Nee, ich kann hier nicht weg. Ich hab ihnen doch schon gesagt – ich bin alleine im Laden. Rufen sie am Mittwoch wieder an. Da sind wir hier zu zweit, dann kann das einer machen.

S: Ok, vielen Dank.

F: Legt auf.

Mittwoch. Anruf vergessen. Mist.

Die Woche vergeht. Die Uni okkupiert mich. Ich denke jeden Abend vorm Einschlafen an das schöne Geschenk. Leider nur dann. Am nächsten Morgen habe ich es wieder vergessen.

6.Dezember 2011. Ich fahre zu den Eltern – Mama hat Geburtstag. Verortung der Eltern: Nähe Oldenburg. Ah, neuer Einfall: Wenn ich morgen nach Hannover fahre, steige ich in Oldenburg in DEN Zug. Dann müssen die das von Emden nur in Zug werfen und ab Oldenburg erlöse ich das Personal von den Lasten der Verantwortung.

Anruf in Emden:

F: Presse und Buch, Bahnhof Emden.

S: Hallo, Siemer hier, ich rufe noch mal wegen der Tüte von der Kunsthalle Emden an…

F: Ja, die liegt noch hier.

S: Gut, die Sache ist die. Ich fahre morgen ab Oldenburg nach Hannover und wollte sie bitten, dass sie die Tüte beim Bahnpersonal abgeben, damit die dann die Tüte mit im Zug…

F (chronische Wortabschneideritis??): Nee, morgen bin ich ja nicht hier, da ist ja wer anders da. Wie soll denn die Person wissen, wo die Tüte hin soll?

S: Sie könnten doch einen Zettel schreiben und…

F: Nee, also ich für so was keine Zeit. Ich bin hier auch alleine, da kann ich mich nicht um irgendwelche Tüten kümmern. Wenn sie eh schon in Oldenburg sind, haben sie es ja nicht weit nach Emden. Warum holen sie es nicht selber ab?

S (????): Das geht leider nicht. Gibt es nicht irgendeine Möglichkeit…

F (genervt): Ich habe ihnen doch gesagt, das geht nicht so einfach – wie stellen sie sich das denn vor? Rufen sie nächste Woche noch mal an – am Donnerstag sind wir hier zu zweit. Dann kann das vielleicht jemand rüberbringen.

S (energielos): Ok, danke für die Mühen.

F: Klick.

8.Dezember 2011. Letzter Versuch. Plan B: ich fahre am 23., bevor ich zu den Eltern fahre, nach Emden. Ich kriege dieses dämliche Geschenk noch. Anruf in Emden:

F: Presse und Buch, Bahnhof Emden.

S: Guten Tag, Siemer hier. Ich rufe wegen einer Tüte von der Kunsthalle Emden an und ihre Kollegin sagte mir, sie sind heute zu zweit und jemand könne die Tüte zum Zug nach Hannover bringen.

F (empört): Wer hat ihnen das gesagt??? GISELA?? HAST DU DER JUNGEN FRAU MIT DER TÜTE GESAGT, WIR BRINGEN DAS ZUM ZUG????

G (von weiter weg): Ja, die kann irgendwie nicht selber herkommen.

F (schroff): Und wie soll das hier jetzt gehen? Was sollen wir jetzt machen?

S: Sie bringen die Tüte zum Zug nach Hannover und ich nehme das dann in Hannover entgegen.

F: Sie sind ja lustig, ich weiß ja nicht mal, wann der Zug fährt.

S: 13.18 Uhr, 15.18 Uhr, also alle zwei Stunden auf Gleis 5.

F: Und woher sollen die im Zug dann wissen, wer das bekommt?

S: Sie können denen doch einfach sagen, dass ich das entgegennehme.

F: Sie verlangen Sachen…also ich bringe das da gleich hin, aber was dann weiter damit passiert…da kann ich auch nichts machen. Das werden sie dann ja sehen, ob was in Hannover ankommt.

S: Können sie vielleicht anrufen, falls das nicht klappt?

F: ALSO JETZT REICHTS WIRKLICH! ICH BIN DOCH NICHT FÜR IHRE TÜTE ZUSTÄNDIG! SIE SEHEN DANN JA NACHHER, OB WAS IN HANNOVER ANKOMMT!!

S:….

F: Klick.

Viertelstunde später. Das DB-Servicepersonal ruft an, um mich darüber aufzuklären, dass eine Tüte abgegeben wurde und dass diese nun nach Oldenburg geschickt werde. Von dort könne es per Post verschickt werden. Das sei der normale Gang. Ob ich es auch persönlich in Oldenburg abholen könne? Ja, natürlich auch kein Problem. Das Personal in Oldenburg werde mich anrufen, sobald die Fundsache dort angekommen sei.

Zwei Tage später. Telefon. DB-Service Oldenburg, hier sei etwas für mich angekommen. Ob es geschickt werden soll oder ob ich persönlich kommen wolle.

Toll. Sollte ich wirklich noch pünktlich zu Weihnachten des Vaters Geschenk bekommen? Was für eine Odyssee.

23.Dezember. Finale. Ich fahre in Richtung Heimat. Umsteigen in Oldenburg. Nu bin ich aber mal gespannt. Da innerhalb von vier Minuten nicht zum Service laufen, das Geschenk holen und zum nächsten Zug laufen kann, plane ich eine Stunde Langeweile auf dem oldenburger Bahnhof ein. Und dann endlich: 13.32 Uhr – ich nehme meine Tüte entegegen. Unglaublich. Weihnachten, jetzt kannst Du kommen 🙂

Ein besinnliches und stressfreies Fest wünscht Euch

Catharina

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Mürbeteig-Marmeladen-Plätzchen

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Menge: ca. 50 Stück Zeit: ca. 1,5 Std (inkl. Ruhe-,Back- und Zubereitungszeit)

Zutaten

  • 300 g Mehl (wir nehmen immer Dinkelmehl Typ 630)
  • 1 Ei (Gr.M)
  • 150 g Zucker
  • 200 g Butter o. Margarine
  • Mehl zum Ausrollen
  • Marmelade nach Wahl
  • Puderzucker

Zubereitung

1

Mehl, Ei und Zucker in eine Schüssel geben. Butter in Flöckchen auf dem Mehl verteilen.

2

Mit einem langen Messer alle Zutaten von Außen nach Innen zu feinen Bröseln zerhacken und danach mit den Händen zügig zu einer geschmeidigen Teigkugel kneten.

3

Den Teig min. 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.

4

Dann auf einer Mehl bestäubten Arbeitsfläche etwa 3mm dick ausrollen und Plätzchen ausstechen. Am besten eine Form paarweise, wobei in einer der beiden Plätzchen ein Loch ausgetochen wird. Das wird später der "Deckel".

5

Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad Umluft etwa 12 Minuten backen. Auskühlen lassen.

6

Auf die ausgekühlten Kekse bzw. die "Unterteile" einen Kleks Marmelade geben. Den "Deckel" daraufsetzen und zum Schluss das Ganze mit Puderzucker bestäuben.

Notes

Immer wieder schön zum Mitbringen, z.B. in weißen Pommesschälchen aus Papier. In einem durchsichtigen Beutel mit Schleife drum ein Hingucker 🙂

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