Marmelade + Aufstriche

Ostfriesisch-Englische-Freundschaft: Grünkohl-Mango-Curd

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich auf Wettbewerbe stehe. Das hat bei mir fast schon neurotische Ausmaße angenommen. Ich kann aus jeder Alltagssituation eine kleine Challenge machen: Google sagt, die Strecke Hannover – Emstek dauert 1 Std. 54 Min.? Pfff… dat wolln wa doch mal sehen! Im Rezept steht, das Gericht dauert 30 Minuten? Ich schaff’s in 25! Und so weiter und so fort. Ich finde, kleine Challenges machen alltägliche Dinge spannender. Wenn ich zum Beispiel zehn Büroklammern brauche und mit einem Handgriff genau zehn in der Schachtel erwische, freu ich mir ’nen Wolf.
Da ich aber leider auch überhaupt nicht verlieren kann (meine Mutter kann ein Lied von einer wütenden und weinenden Catharina singen, wenn sie beim Mensch-ärgere-Dich-nicht verloren hat und hat als gute Mutter deshalb immer absichtlich verloren), bleibt mir nichts anderes übrig, als mich sehr doll anzustrengen.

Logisch, dass ich es nicht auf mir sitzen lassen konnte, auf Grund der zeitlichen Hürde (Lebkuchen in 40 Minuten backen ist leider unmöglich) mit den grünen Lebkuchen nicht an der Grünkohl-Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Dringliches Anliegen heute: Erfinde ein neues Grünkohl-Rezept. Und weil ich das Unvermögen, zu verlieren, mit meinem Vater – ein absoluter Grünkohl-Fan – gemeinsam habe, ist dieses Rezept eine Widmung an ihn und all unsere Challenges im Memory. Dazu in einem der nächsten Beiträge…
Also da saß ich nun im Auto auf dem Weg nach Vechta zum Markt, um Grünkohl zu kaufen (Mittwochs und Samstags wird Gemüse bei Bennie am Bio-Stand gekauft) und überlegte… ursprünglich wollte ich in einem der nächsten Blogposts drei Marmeladen vorstellen – kreiert nach den Persönlichkeiten meiner engsten Familienmitglieder Mama, Papa, Bruder. Da hatte ich schon gemerkt, dass das bei meinem Vater eine Herausforderung ist. Nach eigenen Angaben isst der Mann nämlich nicht so gerne Marmelade. Generell ist Obst ja nicht so seins… 😉 Also: Was mag er besonders?
Neben Grünkohl (ich glaube, er war sogar mal Kohlkönig) verspeist er im Winter rauhe Mengen Orangen. Und früher hat er sich nach dem Laufen immer den Saft einer Zitrone ins Mineralwasser gemischt. Außerdem ist er großer Teetrinker. Mein Vater liebt schwarzen Tee. Ostfriesenmischung, versteht sich. Mit viel Zucker. Außerdem ist er auch ein kleiner Feinschecker und kann sich für außergewöhnliche kulinarische Dinge begeistern. So und wie kriegen wir das jetzt unter einen Hut?

So: Die ostfriesische Teekultur ist hier die Basis – zum einen, weil es das südoldenburgische Equivalent zum Grünkohl ist, zum anderen, weil es so bezeichnend für meinen Vater ist und sie gerade erst zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Grünkohl passt aber leider eher nicht zur Teezeit, es sei denn, es handelt sich um Grünkohl-Marmelade (was übrigens meine erste Idee war, ich aber aus gründen der visuellen Ästhetik verworfen habe). Was aber sehr wohl zur Teezeit passt und ich mir von unseren englischen Tee-Kumpels abgeguckt habe, ist das Curd. Typischerweise als Lemon-Curd mit Scones. ich ersetze Lemons durch Helmuts geliebte Orangen und kombiniere, kombiniere… mit Grünkohl und Mango. Fertig ist die Ostfriesisch-Englische-Freundschaft.

Oder Ostfriesisch-Englische-Liebe, wie sich beim Probieren herausstellte. Denn, was hier so total verrückt klingt, schmeckt auf Buttermilchbrot mit Buchweizen (Achtung, Buchweizen: Schon wieder norddeutsches Element) einfach genial und rundet die Ganze Story ab, denn: Buttermilchbrot gehört bei uns zu jedem Familienkaffee oder Familientee dazu (das Rezept dazu auch später).

Dieses Rezept zeigt:  Mit Mut, Bauchgefühl und einer Portion Verrücktheit kann man die tollsten Dinge erschaffen.

Also, lieber Papa: Dieses Rezept ist die Bewerbung für die Grünkohl-Weltmeisterschaft in Oldenburg, zweiter Versuch – und sollte ich dort antreten, musst Du mich begleiten 😉

Und jetzt: Viel Spaß mit der OEF 🙂

Eure Catharina

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Menge: 4 Gläse á 150 ml Zeit: ca. 30 min

Zutaten

  • 100 g Grünkohl (gewaschen + zerkleinert)
  • 150 g Mango (sehr reif + gewürfelt)
  • Saft einer Zitrone
  • Saft einer Orange
  • 150 g Rohrohrzucker
  • 1 TL Zimt
  • 1 Prise Salz
  • 100 g Butter
  • 3 Bio-Eier
  • etwas grüne pflanzliche Lebensmittelfarbe (nach Bedarf)
  • 4 Twist-Off Gläser á 150 ml (ausgekocht und gut getrocknet)

Zubereitung

1

Grünkohl, Mangowürfel sowie Zitronen- und Orangensaft zusammen mit dem Zucker, Zimt und Salz in einen Topf geben und aufkochen. In ca. 5 Minuten weich kochen, dann sehr fein pürieren.

2

Die Masse in eine Metallschüssel geben und diese in einem zweiten Topf über ein heißes Wasserbad stellen. Falls Ihr - so wie ich - gerade keine Metallschüssel zur Hand habt, geht das auch in einem kleineren Topf, den Ihr in den größeren Topf stellt.

3

Die Butter dazugeben und unter Rühren schmelzen.

4

Nun die Eier verquirlen und in die Masse geben. Über dem heißen Wasserbad mit einem Schneebesen ca. 8 Minuten cremig schlagen. Nach Bedarf grüne Lebensmittelfarbe dazugeben.

5

Das noch heiße Curd in Gläser füllen, fest verschließen und fünf Minuten auf den Kopf stellen, damit die Luft entweichen kann.

6

Das Curd hält sich so verschlossen im Kühlschrank ca. 3 - Wochen.

Notes

Meine Empfehlung dazu: Frischkäse 🙂

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2 Kommentare

  • Antwort
    Lisa P.
    19. Dezember 2016 at 00:03

    Vielen Dank für das spannende und leckere Rezept! Ich habe es als vegane Variante mit Kokosfett (statt Butter) und 180g Seidentofu (statt der drei Eier) gemacht und es ist super lecker geworden! Aber alleine wäre ich nie auf Idee gekommen, Grünkohl so zu kombinieren … 🙂

    • Antwort
      diesiemer
      19. Dezember 2016 at 10:12

      Hey Lisa, deine Variante klingt auch super – die werd ich auch mal probieren 🙂

    Senf dazugeben