„Vielleicht muss man erst unten sein, um zu erkennen, was man wirklich will…“ siniere ich teigrührend vor mich hin, während meine Mutter Möhren schält. „Ja, das kann schon sein. Manchmal ist das so.“ antwortet sie genauso gedankenverloren und jeder ist wieder in seinem Workflow. Da waren wir nun, zwei Frauen in einem Haushalt. Beide vor einem Neuanfang. Aber lassen wir uns davon unterkriegen? Natürlich nicht.
Und wenn man noch so lange in der Scheisse rührt – bleibt es am Ende trotzdem Scheisse.
Sagte meine Mutter neulich, als wir uns wieder einmal darüber wunderten, warum einige Leute immer wieder in der Vergangenheit rühren und sich dadurch ausbremsen lassen. Denn das ist es, was die Frauen unserer Familie – neben phänomenalen Kuchen, Broten und Marmeladen – ausmacht: Anstatt sich von Rückschlägen unterkriegen zu lassen, fangen wir einfach von vorne an und schmieden neue Pläne. Am liebsten in Form neuer, unkonventioneller Geschäftsideen. Eine Familienfeier ohne neue Geschäftsidee? Bei uns undenkbar. Vom Erlebnisspielplatz für gestresste Manager, über Upcycling-Produkte bis hin zu innovativen Düngemitteln für urban Gardening – mittlerweile haben wir so ein Repertoire an Geschäftsideen, dass wir allein mit dem Verkauf der Ideen schon ein Business machen könnten. Nebenbei gehen wir aber alle noch unseren Berufen nach, bauen Häuser, ziehen Kinder groß, machen Fortbildungen und was man als Frau eben so macht. Und weil wir im Neu-Machen besser sind als im Selbstmitleid und weil gerade Advent ist und ich noch nie alleine ein Lebkuchen-Haus gebacken habe, rühre ich lieber den Vorteig, als in der Scheisse. Lebkuchen-Haus the single Version. Und mir geht es gut dabei. Wahrscheinlich wird es nicht perfekt. Möglicherweise geht sogar alles schief, was schiefgehen kann. Aber was soll’s? Es geht schließlich darum, es zu tun. Auch, wenn man etwas nicht kann. Und am Ende ist man stolz, dass man es überhaupt probiert hat. Was – ihr merkt das schon – nicht nur für Lebkuchen-Häuser gilt. Aber eben auch. Und wenn man auf die Fresse fällt oder das Lebkuchen-Haus aufgrund fehlender Statikkenntnisse wieder in sich zusammenfällt: Aufstehen (oder aufheben) und weitermachen (neuen Zuckerguss herstellen und wieder ankleben). Und zur Not nimmt man sich ein paar Zahnstocher, um das Ganze zu fixieren, bis es hält. Hilfsmittel sind durchaus erlaubt. Aufgeben nicht.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim backen und späterem Richtfest!
Eure Catharina
Die Odysee "Lebkuchen-Haus" beginnt am Vortag: Zuerst kocht Ihr den Sirup, Zucker und 50 ml Wasser in einem Topf auf. Nehmt ihn dann vom Herd und rührt 150 g Butter in Stückchen unter, bis sie sich gelöst hat. Mischt das Lebkuchengewürz, Natron und 1 Prise Salz in einer kleinen Tasse/Schüssel. Rührt diese Mischung in die lauwarme Sirup-Butter-Masse (Vorsicht, schäumt hoch!). Füllt sie in eine Rührschüssel und Masse und lasst sie auf Zimmertemperatur abkühlen. Dann das Mehl mit den Knethaken des Rührgeräts unterkneten. Zugedeckt mind. 8 Stunden, am besten über Nacht, kalt stellen. Am nächsten Tag Teig knetet Ihr den Teig nocheinmal durch und rollt ihn aus. Schneidet die Hausteile mit einer Schablone aus. Aus dem Rest Teig könnt Ihr z.B. Tannen, Schneemann, Sterne und was Euch noch so in den Kopf kommt, ausstechen. Backt alles nacheinander im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad für jeweils ca. 10 Minuten. Lasst die einzelnen Bauteile gut auskühlen – frisch aus dem Ofen sind sie noch sehr weich, härten aber beim Abkühlen aus. Für den Guss schlagt Ihr das Eiweiss steif und rührt den Puderzucker sorgfältig unter, bis alle Klümpchen aufgelöst sind. Jetzt folgt der kreative Part: Ich habe mich entschieden, den Zuckerguss klassisch weiß zu lassen, damit das Häuschen ganz verschneit aussieht. Ihr könnt den Guss natürlich auch mit Lebensmittelfarbe färben und Euch ein kunterbuntes Pippi-Langstrumpf oder Einhorn-Haus basteln. Lasst Eurer Phantasie freien Lauf! Die einzelnen Hausteile bleiben besser in Form, wenn Ihr den Teig direkt auf dem Backblech ausrollt und die Teile ausschneidet, anstatt den Teig auf der Tischplatte auszurollen, um dann die fein säuberlich ausgeschnittenen Bauteile in einem Balance-Akt aufs Backblech zu befördern. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche ( da kam ich erst nach 3 verzogenen Giebeln drauf...) 😉Zutaten
Zubereitung
Notes
P.S. Eine tolle Vorlage für die einzelnen Bauteile gibt es auf livingathome
2 Kommentare
Gundula
8. Dezember 2016 at 15:44Könnte frau die Bauteile auch nach dem Backen ausschneiden ?! Scheint mir mit Schnittvorlage einfacher. Oder bricht dann alles? Bin wohl eher Schneiderin als Architektin?
diesiemer
8. Dezember 2016 at 18:18Moin Gundula,
grundsätzlich geht das auch, wenn Du sie sofort nach dem Backen schneidest, da dann der Teig noch weich genug ist. Allerdings könnte der Teig aufgrund des Verschnittes nicht reichen und es wäre ja schade, wenn man die „Reststücke“ nicht verwenden kann (obwohl man sie natürlich auch dann so einfach essen kann 😉 ). Es ist auch eine Frage der Optik – ich wollte eher „weiche“ Kanten ohne Schnittkanten, damit der Guss an den Giebeln wie Schnee herunterlaufen kann. Ich denke, wenn Du die Teile nach dem Backen ausschneidest, solltest Du lieber die doppelte Menge Teig zubereiten, so dass Du drei Backbleche damit ausfüllen kannst. Ich wünsche Dir viel Erfolg und würde mich freuen, wenn Du mal berichtest, ob das so auch gut geklappt hat. Liebst, Catharina