Geschenke/ Kuchen

Eine Hymne an das Teilen – der Hermann-Teig

Könnt Ihr Euch noch an Hermann erinnern? In den achtzigern der absolute Hit und bei fast jeder Familie als neuer Zuwachs beheimatet: Der Sauerteig, der gehegt und gepflegt werden muss, um ihn nach 10 Tagen zu vierteln und weiterzugeben. Aus der Sauerteig-Grundlage können dann großartige Kuchen gezaubert werden.

Die Idee, den Achtziger-Hit wieder aufleben zu lassen, kam mir kurz nachdem ich wieder ins oldenburger Münsterland zurückgekehrt war. Und das kam so: Jeder von uns, der einen Neuanfang wagt – sei es ein Umzug, Geschäftseröffnung, -aufgabe, Trennung, Hochzeit, Tod eines lieben Menschen, … ist froh über jede helfende Hand, jede Zuneigung und jeden Menschen, der hinter einem steht und sagt: „Ich bin für Dich da.“ Und wenn er „nur“ die Flasche Wein besorgt, mit dir auf Männer schimpft, Karten schreibt, Gläser spült, Tee kocht, zuhört, dich in den Arm nimmt. Das wichtige ist, das Du spürst, dass jemand Anteil an Deiner Situation nimmt und mit Dir fühlt.

Ich hatte dieses Glück nach und während meines Umzugs, nach einer Trennung und während meiner Planungen, mich wieder selbstständig zu machen. Plötzlich habe ich gespürt: Hey, da sind ganz viele Menschen, die dir – wie auch immer – zur Seite stehen. Und das ist ein unglaublich gutes Gefühl (wenn ich darüber schreibe, krieg ich fast schon Pipi in den Augen… ). Weil mich die ganze Unterstützung so überwältigt hat, fand ich, dass es Zeit ist, sich zu bedanken. Bei jedem, der mich unterstützt hat und das noch immer tut. Und es ist eine quasi eine Hymne an die Freundschaft, die uns zusammenhält und uns Halt gibt.

Für mich ist der Inbegriff von Freundschaft der Akt des Teilens: Gedanken, Gefühle, gute Zeiten, schlechte genauso (vielleicht sogar noch mehr). Was eignet sich da als Rezept besser, als Hermann, den ich pflege und teile? Also habe ich das etwas verstaubte Hermann-Rezept wieder ausgegraben und möchte es nun zu neuem Leben erwecken.

In diesem Sinne: Füttert, teilt, backt mit Euren Freunden und Familien – was wären wir ohne sie?

Eure Catharina

 

P.S.: Den Hermann-Brief zum Verschenken könnt Ihr Euch hier als pdf downloaden.

 

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Apfel-Hermann

Rezept drucken
Menge: 1 ganzer Kuchen 🙂 Zeit: 1 Std Zubereitung (mit fertigem Hermann-Teig) + 50 Min. Backzeit

Zutaten

  • Für den Hermann-Grundteig:
  • 100 g Dinkelmehl
  • 1 EL Rorohr-Zucker
  • ½ Pck. Bio-Trockenbackhefe
  • 150 ml lauwarmes Wasser
  • -----
  • 1. Füttern:
  • 100 g Dinkelmehl
  • 150 g Rohrohr-Zucker
  • 150 ml Bio-Milch (3,8 % Fett)
  • ----
  • 2. Füttern:
  • 100 g Dinkelmehl
  • 150 g Rohrohr-Zucker
  • 150 ml Bio-Milch (3,8 % Fett)
  • ----
  • Für den Apfel-Hermann:
  • 125 ml Bio-Milch (3,8 % Fett)
  • 75 g Butter oder Margarine
  • 375 g Dinkelmehl
  • 1 Pck. Bio-Trockenbackhefe
  • 75 g Rohroh-Zucker
  • 200 g Hermann-Teig
  • 5 Äpfel, z. B. Elstar
  • 25 g Rohrohr-Zucker
  • 1 EL Apfelkuchengewürz (z.B. vom Bremer Gewürzhandel) oder Zimt

Zubereitung

1

Für den Hermann-Grundteig:

2

Mehl in einer verschließbaren Schüssel oder einem großen (Inhalt: etwa 1, 5 l, keine Metallschüssel) mit Zucker und Hefe vermischen. Lauwarmes Wasser hinzufügen und mit einem Rührlöffel (aus Holz oder Kunststoff) zu einem glatten Teig verarbeiten. Die Schüssel mit dem Deckel verschließen.

3

Den Teigansatz 2 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen, dabei ab und zu umrühren, danach im Kühlschrank aufbewahren. Nun so weitermachen, als hätte man den Hermann-Teig geschenkt bekommen. Und das geht so:

4

1. Tag: ruhen, 2. Tag: umrühren, 3. Tag: umrühren, 4. Tag: umrühren

5

5. Tag: 1. Füttern: Mehl mit Zucker und Milch hinzufügen und gut verrühren.

6

6. Tag: umrühren, 7. Tag: umrühren8. Tag: umrühren, 9. Tag: umrühren

7

10. Tag: 2. Füttern: Mehl mit Zucker und Milch hinzufügen und gut verrühren

8

Den dickflüssigen Hermann-Teig in 4 gleich große Portionen (je etwa 200 g) teilen. Mit einer Portion kann jeweils ein Rezept zubereitet werden. Die Portionen können aber auch einzeln eingefroren werden, verschenkt werden oder einen neuen Ansatz damit zubereiten. Dann mit dem 1.Tag (ruhen) beginnen.

9

Und was Ihr dann damit veranstalten könnt, kommt nun 🙂

10

Für den Apfel-Hermann zunächst die Milch leicht erwärmen und Butter/Margarine darin zerlassen.

11

Das Mehl in eine Rührschüssel geben und mit der Hefe sorgfältig vermischen. Übrige Zutaten hinzufügen und alles zu einem glatten Teig verarbeiten (Ich mache das am liebsten mit den Händen, geht aber auch elektronisch 😉 ). Den Teig zugedeckt ca. 40 Minuten gehen lassen.

12

Nach dem Gehen noch einam durchkneten und zu einem Rechteck (ca. 30 x 45 cm) ausrollen.

13

Die Äpfel waschen und samt Schale reiben. Mit Zucker und Gewürz mischen und auf dem Rechteck verteilen.

14

Den Teig von der langen Seite aufrollen und mit der Naht nach oben in eine gefettete, mit Mehl oder Nüssen ausgestreute Guglhupf-Form legen.

15

Nun ab in den den vorgeheizten (160 Grad Umluft) Ofen für ca. 50 Minuten. Bei Bedarf vor Ende der Backzeit mit Backpapier abdecken, damit der Hermann nicht zu dunkel wird.

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5 Kommentare

  • Antwort
    Andrea
    30. März 2017 at 08:48

    Hallo Catharina,
    nachdem ich gestern nicht schlafen konnte und plötzlich die Frage „Gibt es eigentlich noch Hermann-Teig?“ im Kopf hatte, musste ich das heute sofort mal recherchieren und bin auf deinem Blog gelandet und sofort über den Begriff „Oldenburger Münsterland“ gestolpert. Oh wie schön, eine Nachbarin! 🙂 Grünkohl… Neujahrskuchen… ja, definitiv Heimat und Kindheit, da musste ich gleich mal einen lieben Gruß dalassen. Ich schaue bestimmt nochmal vorbei.
    Grüße in die Heimat 🙂
    Andrea

    • Antwort
      diesiemer
      30. März 2017 at 09:21

      Hallo Andrea, danke für Deinen lieben Kommentar! Freut mich immer, „Verbündete“ zu treffen – obwohl Deine nächtliche Schlaflosigkeit natürlich nicht so schön ist. Kenne ich aber gut. Ist auch mal einen Blogartikel wert. Danke für die Inspiration! Wenn Du magst, verrate mir doch Dein Lieblingsrezept, ich backe es und verwurste es in einen „norddeutsche Schlaflosigkeit“-Artikel 🙂
      Liebe Grüße
      Catharina
      P.S.: Woher kommst Du denn?

      • Antwort
        Andrea
        30. März 2017 at 09:37

        Ich komme aus CLP, des Studiums wegen (bin übrigens auch eine „Medientante“ – sehr interessant, was du neben diesem Blog so schreibst! 🙂 ) bin ich da allerdings nur alle paar Wochen. Das nächste Mal bestimmt an Ostern.
        Tatsächlich hab ich vorhin schon drüber nachgedacht, was für mich noch ein typisches Rezept aus der Heimat wäre – als erstes ist mir Stuten eingefallen. Obwohl ich selbst gerne und viel backe, habe ich meine Mutter allerdings noch nie nach dem Rezept gefragt. Vielleicht auch, weil das bestimmt so ein Rezept ist, das man sowieso nie so hinbekommt, wie „bei Mama“. 😉 Ich werde es mal in Erfahrung bringen!
        Liebe Grüße, Andrea

        • Antwort
          diesiemer
          30. März 2017 at 09:43

          Stuten ist ne super Idee – habe ich auch noch nie gemacht! Schreib mir doch mal über facebook, vielleicht kommen wir ja auch mal für ein Projekt zusammen!

          • Andrea
            30. März 2017 at 10:05

            Gern, ich hab dir eine Anfrage geschickt!

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